Hier findest du eine Übersicht unserer bisher veröffentlichen Podcast-Folgen.
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aktuelle Folge
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1.10 Hannah, was kann ich tun?
Peer Group Coaching, Modusmaßnahmen & Co.: Wie schulinterne Entwicklung gelingt
Kollegial statt hierarchisch – Schulentwicklung von innen heraus gestalten
In dieser Folge ziehen die beiden Moderatorinnen Hannah und Hannah Bilanz – und nehmen noch einmal ganz konkrete Formate in den Blick, mit denen Schulentwicklung aus dem Kollegium heraus angestoßen werden kann.
Was passiert, wenn Lehrer*innen sich nicht nur gegenseitig unterstützen, sondern sich aktiv coachen? Wie können Schulen von innovativen Maßnahmen wie mündlichen Schulaufgaben oder Peer Group Coaching profitieren? Und welche Rolle spielt der Deutsche Schulpreis als Impulsgeber?
👉 Diese Folge ist eine praxisnahe Sammlung an Handlungsmöglichkeiten – ideal für alle, die sagen: „Ich möchte aktiv mitgestalten.“
Strukturiertes Coaching statt Zufalls-Austausch
Ein zentrales Thema der Folge ist Peer Group Coaching – eine angeleitete, kollegiale Methode zur Problemlösung und Reflexion, die auf Vertrauen, festen Rollen und klaren Abläufen basiert. Hannah Jahner teilt ihre Erfahrungen mit der Ausbildung und dem Einsatz dieses Formats im Schulalltag. Der große Vorteil: Es braucht keine externen Coaches, sondern nur die Bereitschaft, sich auf einen gemeinsamen Prozess einzulassen.
Was die Methode so besonders macht:
Sie ist lösungs- und ressourcenorientiert,
funktioniert hierarchiearm und gleichberechtigt
und fördert die professionelle Selbstreflexion im Team.
Modusmaßnahmen: Schulentwicklung in der Praxis
Neben Coaching-Formaten geht es in der Folge auch um sogenannte Modusmaßnahmen – erprobte Praktiken aus dem bayerischen Schulsystem, die Schulen auf Wunsch übernehmen können. Ein konkretes Beispiel: mündliche Schulaufgaben im Deutschunterricht, z. B. in Form von Debatten zu literarischen Texten.
Hannah berichtet anschaulich von ihrer eigenen Umsetzung in einer 10. Klasse und betont, wie bereichernd und entlastend solche Formate sowohl für Lehrkräfte als auch für Schüler*innen sein können.
Teamstrukturen & Fortbildungen als Hebel
Auch klassische Formate wie Schulentwicklungsteams, erweiterte Schulleitungen oder SCHiLF (schulinterne Lehrerfortbildungen) werden angesprochen – gerade für junge Lehrkräfte wichtige Anlaufstellen, um sich frühzeitig einzubringen.
Die Botschaft: Entwicklung ist keine Aufgabe von Einzelpersonen, sondern gelingt im Team – mit kleinen Formaten, kurzen Wegen und einer Kultur der Offenheit.
Motivation durch Wettbewerb? Der Deutsche Schulpreis als Impulsgeber
Zum Abschluss sprechen Hannah & Hannah über externe Anreize wie den Deutschen Schulpreis, der durch seine klaren Kriterien und attraktiven Preise Schulentwicklung auch strategisch voranbringen kann. Der Schulpreis wird nicht nur als Wettbewerb, sondern auch als Strukturgeber für qualitätsorientierte Schulentwicklung verstanden – mit Zugriff auf Netzwerke, Begleitung und Ressourcen.
Ein würdiger Staffelabschluss
Diese Folge bietet nicht nur einen Rückblick auf die Highlights der ersten Staffel, sondern macht Mut, eigene Ideen in die Tat umzusetzen.Mit vielen konkreten Tipps, persönlichen Erfahrungen und einem ehrlichen Blick auf Herausforderungen liefern Hannah & Hannah eine Folge voller Handlungsimpulse.
💡 Ob Peer Coaching, SCHILF oder Modusmaßnahme – es gibt viele Wege, Schule aktiv mitzugestalten.
🎧 Jetzt reinhören und selbst ins Handeln kommen!
1.9 Hannah, was sind deine Erkenntnisse?
Zwischen Haltung, Hürden und Hoffnung – Wie Schulentwicklung im Kleinen beginnt
In dieser ersten von zwei besonderen Folge von Puzzle verabschieden sich die beiden Hannahs nicht nur langsam von Staffel 1 – sie nutzen die Gelegenheit, um mit klarem Blick auf das zu schauen, was hinter ihnen liegt. Keine Gäst*innen, keine neuen Interviews – sondern ein ehrlicher, analytischer Rückblick: Was haben wir aus den Gesprächen gelernt? Was sind die großen Themen, die sich durch alle Folgen gezogen haben?
Gemeinsam setzen sie die vielen Einzelfolgen wie ein Puzzle neu zusammen – und gehen dabei drei zentrale Leitfragen auf den Grund:
Was sind die größten Herausforderungen im Schulsystem?
Welche Perspektiven und Ziele für zukunftsfähiges Lehren und Lernen sind besonders wichtig?
Wie kann Schulentwicklung wirklich gelingen?
Haltung, Haltung, Haltung
Wer diese Staffel verfolgt hat, weiß: Der Begriff Haltung zieht sich durch alle Gespräche. Anfangs selbst auf der Suche nach einem vermeintlichen „Masterplan“ für Schulentwicklung, haben die beiden Moderatorinnen schnell gelernt: Es gibt keine Anleitung für Wandel – aber es gibt Haltungen, die ihn möglich machen.
Ob im Umgang mit Digitalisierung, mit Überforderung, mit Hierarchien oder mit Schulstrukturen – immer wieder wird deutlich: Nur wer sich selbst verortet, wer weiß, was ihm oder ihr wichtig ist, kann Veränderung wirklich tragen.
Herausforderungen: Von Überlastung bis Systemlogik
Was hindert eigentlich Schulentwicklung?
Hier sind sich die Gäste der Staffel erstaunlich einig – von Schulleitung bis Ministerium:
Strukturelle Überlastung, etwa durch Lehrkräftemangel
Veränderungsresistenz, oft aus nachvollziehbarer menschlicher Bequemlichkeit
Komplexität des Systems, das nicht einfach „von oben“ reformierbar ist
Und doch steckt gerade in dieser Komplexität auch eine Chance: Wer das System versteht, kann seine Stellschrauben erkennen.
Perspektiven: Was Schule heute leisten muss
Ein zentrales Motiv der Rückschau: Demokratiebildung, Teilhabe, gesellschaftliche Verantwortung.
Es reicht nicht, Kompetenzen zu vermitteln – Schule soll ein Ort sein, an dem Kinder erleben, was Mitgestaltung heißt.
Wie Dr. Uta Hauck-Thum es formuliert:
„Macht das mit den Kindern, was sie später können sollen. Teilhaben, sich einbringen und hinzustehen für aktuelle und zukünftige Probleme.“
Das bedeutet auch: Lehrkräfte müssen nicht nur „unterrichten“, sondern Gestaltungsräume schaffen – und sie selbstbewusst nutzen.
Wie gelingt Schulentwicklung?
Unsere Analyse zeigt: Es gibt kein Patentrezept – aber viele Gelingensbedingungen:
Schulentwicklung braucht Analyse und Klarheit über Ziele
Sie lebt von Kooperation auf Augenhöhe
Sie wird durch wertschätzende Führung unterstützt
Sie beginnt mit Selbstwirksamkeit im Kleinen
Und sie gelingt nur mit einer reflektierten Haltung
Ein persönlicher Rückblick – und ein Ausblick
Diese Folge ist keine einfache Zusammenfassung – sondern ein persönliches Gespräch über das, was Schule heute braucht: Reflexion, Mut, Austausch und Geduld.
Sie ist aber auch ein Plädoyer dafür, dass Lehrkräfte nicht alles wissen müssen – aber bereit sein sollten, sich zu fragen: Wo will ich hin? Was ist mein Thema? Wo kann ich etwas bewegen?
Die nächste Folge…
…wird übrigens noch konkreter: Wer ist an Schulentwicklung alles beteiligt und welche Handlungsoptionen gibt es wirklich – als einzelne Lehrkraft, im Team oder auf Schulebene?
Freut euch auf Teil 2 der Puzzle-Puzzle-Folge!
🎧 Jetzt reinhören – in Folge 1.9 von PUZZLE
💬 Und schreibt den Hannas eure Erkenntnisse oder Fragen zur Staffel!
Folge 1.8: Blick über den Zaun
Wie Schulnetzwerke Schulentwicklung bottom-up verändern – und warum das Hoffnung macht
Schulentwicklung geht auch anders – und zwar gemeinsam, auf Augenhöhe und bottom-up. In der aktuellen Folge von PUZZLE nehmen uns Hannah und Hannah mit in die Welt des Schulnetzwerks Blick über den Zaun (BÜZ). Gemeinsam mit den beiden Bildungsexpertinnen Dr. Franziska Carl und Dr. Maren Plaum geht es um Peer Reviews, gelebte Kooperation und das, was wirklich gute Schule ausmacht. Dass hierbei natürlich auch Herausforderungen zu bewältigen sind, soll nicht verschwiegen werden. In unserem Gespräch fokussieren wir uns aber auf das, was funktioniert - und warum!
🎧 Jetzt reinhören lohnt sich besonders für alle, die sich für Schulentwicklung, kollegialen Austausch und zukunftsfähige Bildung interessieren!
Was ist Blick über den Zaun?
Blick über den Zaun ist eines der ältesten Schulnetzwerke Deutschlands – gegründet am 9. November 1989, also am Tag des Mauerfalls. Was mit 15 reformpädagogisch orientierten Schulen begann, ist heute ein Netzwerk von rund 130 Schulen aus ganz Deutschland (plus einer Schule in der Schweiz). Das Ziel: Schulen unterstützen sich gegenseitig bei ihrer Entwicklung – auf Augenhöhe, mit Vertrauen und gemeinsamen Werten.
Schulentwicklung bottom-up: Gemeinsam statt verordnet
Was Blick über den Zaun besonders macht: Die Initiative kommt von den Schulen selbst – nicht vom Ministerium, nicht von oben. Die Mitglieder investieren Zeit, Geld und Engagement, ohne dass externe Mittel fließen. „Das ist ein echter Mehraufwand für die Schulen – aber eben auch ein echter Gewinn“, sagt Dr. Carl. Wer Mitglied wird, will etwas verändern – und tut das im Verbund mit anderen Schulen, die ähnliche Werte teilen.
Zentrale Grundlage dafür ist das Leitbild des Netzwerks. Es formuliert unter anderem:
Dem Einzelnen gerecht werden
Das andere Lernen fördern
Schule als Gemeinschaft verstehen
Schule als lernende Organisation entwickeln
Ergänzt wird das durch konkrete Standards, die auf drei Ebenen formuliert sind: das pädagogische Handeln einzelner Lehrkräfte, die schulischen Rahmenbedingungen und die systemischen Voraussetzungen.
Peer Reviews: Feedback auf Augenhöhe
Ein zentrales Element des Netzwerks sind die sogenannten Peer Reviews – kollegiale Schulbesuche, bei denen Vertreter:innen anderer Schulen eine Schule drei Tage lang besuchen, hospitieren, Interviews führen und schließlich Rückmeldung geben. Nicht als Kontrolle von außen, sondern als „kritische Freunde“.
Was das besonders macht:
Die Schule bestimmt selbst, worauf der Fokus liegt – über einen sogenannten Beobachtungsauftrag.
Die Rückmeldung erfolgt dialogisch und ist bewusst impulsgebend, nicht bewertend.
Die Reviews sind Teil einer kontinuierlichen Entwicklungsarbeit, die im Netzwerk verankert ist.
Rückfragen beim nächsten Treffen sorgen für eine gewisse Verbindlichkeit – ohne Druck, aber mit echter Relevanz.
Für Dr. Plaum, die ihre Dissertation über die Peer Reviews im BÜZ geschrieben hat, war besonders eindrücklich, wie engagiert und begeistert die Beteiligten an diesen Prozessen arbeiten: „Das war wie ein produktives Klassentreffen. Viel Austausch, viel Arbeit, viel Freude.“
Standards, die man auch ohne Netzwerk nutzen kann
Auch wer (noch) nicht Teil des Netzwerks ist, kann von der Arbeit des Schulverbunds profitieren. Die Standards und das Leitbild sind öffentlich zugänglich – und können als Reflexionshilfe für den eigenen Unterricht oder das Schulentwicklungsteam genutzt werden.
Ein Beispiel: Der Standard „Fachliches Lernen geschieht an kulturell und individuell bedeutsamen Gegenständen“. Klingt einfach – ist in der Praxis aber eine echte Einladung zur Selbstreflexion. Was bedeutet „kulturell bedeutsam“ – und für wen? Wie individuell relevant ist mein Lernstoff für die Schüler:innen wirklich?
Warum das Schule machen sollte
Was diese Podcastfolge so motivierend macht: Sie zeigt, dass Veränderung in der Schule möglich ist – wenn sie gewollt, getragen und gemeinsam gestaltet wird. Ob als Lehrkraft, in der Schulleitung oder als Teil eines Schulentwicklungsteams: Wer Schule besser machen möchte, findet hier Inspiration und konkrete Anknüpfungspunkte.
Wer Interesse hat, Teil des Netzwerks zu werden, kann sich direkt an Dr. Franziska Carl wenden. Wichtig: Eine neue Mitgliedschaft sollte von der ganzen Schulgemeinschaft getragen werden – besonders von der Schulleitung. Denn Peer Reviews und Netzwerktreffen bedeuten nicht nur Austausch, sondern auch Ressourcen und Zeit.
Fazit: Bildung gemeinsam weiterdenken
Die Podcastfolge mit Dr. Carl und Dr. Plaum ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Schulentwicklung gelingen kann – aus der Praxis, für die Praxis und mit echter Zusammenarbeit. Statt standardisierter Evaluationen gibt es hier ehrliches Feedback. Statt top-down-Reformen: echte Eigeninitiative.
💡 Wer also auf der Suche ist nach frischen Impulsen für die eigene Schule, wird in dieser Folge fündig – und bekommt gleich noch Lust, selbst Teil einer größeren Bildungsbewegung zu werden.
🎧 Jetzt anhören: https://open.spotify.com/episode/42xE18SywePuAmxExTxHru?si=4qlI_vcJRD6IWxjNqUgBhA und kostenlos auf https://www.podcast.de/podcast/3485004/puzzle
📚 Mehr Infos: https://www.blickueberdenzaun.de/
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Folge 1.7: Uta Hauck-Thum, was ist digitale Transformation?
Mehr Tablets, mehr Whiteboards, mehr Digitalisierung? Ganz so einfach ist es nicht, sagt Prof. Dr. Uta Hauck-Thum. Stattdessen plädiert sie für einen viel tiefergehenden Wandel: eine Kultur der Digitalität an unseren Schulen.
In der neuesten Podcast-Folge von PUZZLE sprechen Hannah und Hannah mit der Professorin für Grundschulpädagogik an der LMU München über die großen Themen der Bildungstransformation. Hauck-Thum betont: Digitalisierung bedeutet nicht nur, technische Geräte einzusetzen. Vielmehr verändert die digitale Kultur grundlegend, wie wir lernen, kommunizieren und zusammenarbeiten.
Was steckt hinter der Kultur der Digitalität?
Unsere Welt ist längst ein kultureller Möglichkeitsraum geworden, geprägt von neuen Handlungsgewohnheiten, kritischem Umgang mit Informationen und kreativer Teilhabe. Schulen müssen genau hier ansetzen: nicht nur Wissen vermitteln, sondern Lernende dazu befähigen, aktiv und selbstbewusst an dieser Kultur teilzunehmen. Dabei geht es um Kompetenzen wie Kommunikation, Kreativität, kritisches Denken und Zusammenarbeit – die 4Ks, die auch die Kultusministerkonferenz als zentrale Bildungsziele formuliert hat.
Vom Haustierprojekt bis zur Draußenschule: Lernen neu denken
Besonders inspirierend sind die Praxisbeispiele, die Hauck-Thum teilt:
KI im Deutschunterricht: Kinder, die kein Haustier haben, erschaffen sich mithilfe von KI ein eigenes, schreiben gemeinsam Geschichten und drehen Trickfilme. Ein Projekt, das Sprachförderung, kreative Mediennutzung und Kooperation auf natürliche Weise verbindet.
Draußenschulen: Ganz normale Grundschulen in Freising haben sich in "Draußenschulen" verwandelt. Jede Klasse verbringt regelmäßig Unterrichtstage im Wald – Lernen wird hier zum echten Erlebnis. Möglich wurde das durch mutige Schulleiterinnen, Kooperationen mit dem Forstministerium und einer starken Schulfamilie.
Wie fängt man an?
Wer an seiner Schule selbst eine Veränderung anstoßen will, sollte nicht alleine bleiben. Hauck-Thum rät dazu, sich Mitstreiter*innen zu suchen, kleine Projekte zu starten und Mut zur Offenheit zu haben. Wichtig ist außerdem eine unterstützende Schulleitung, die Experimente erlaubt und Fehler als Lernchancen begreift.
Und die Wissenschaft?
Wissenschaftliche Begleitung und Netzwerke, so Hauck-Thum, sind zentrale Motoren der Transformation. Universitäten können Schulen mit Impulsen, Kontakten und erprobten Konzepten unterstützen – zum Beispiel mit dem "Navigator Bildung Digitalisierung", der gemeinsam mit Praktiker*innen entwickelt wurde.
Unser Fazit:
Veränderung entsteht nicht durch Technik allein, sondern durch Haltung, Mut und gemeinsames Handeln. Prof. Dr. Uta Hauck-Thum zeigt eindrucksvoll, wie Schule zu einem Ort echter Teilhabe, Kreativität und Zukunftsgestaltung werden kann.
Lass dich anstecken von dieser Begeisterung für eine neue Schule und höre jetzt rein in die aktuelle Podcast-Folge!
Folge 1.6: Dennis Sawatzki, wann lohnt sich eine Fortbildung?
In dieser Folge von Puzzle sprechen wir mit einem der Schule bewusst von außen mitgestaltet: Dennis Sawatzki, Geschäftsführer des Instituts für Schulentwicklung und Hochschuldidaktik (ISH). In einem inspirierenden Gespräch nimmt er uns mit auf seine persönliche Bildungsreise – und teilt zentrale Einsichten darüber, wie Schulentwicklung wirklich gelingen kann.
Dennis Sawatzki hat sich bewusst gegen eine klassische Lehrerkarriere entschieden. Stattdessen engagiert er sich mit seinem privatwirtschaftlich organisierten Institut für ein besseres Bildungssystem – außerhalb klassischer Hierarchien und mit einem klaren Fokus auf kooperatives Lernen, Organisationsentwicklung, Teamprozesse und professionelle Weiterbildung. Besonders wichtig ist ihm: Schule muss auf Gesellschaft vorbereiten – und dazu gehört weit mehr als Fachwissen.
Schule ist mehr als Unterricht
Schon in der Einstiegsfrage wird klar, dass für Sawatzki die prägenden Momente in der Schulzeit außerhalb des Klassenzimmers stattfanden – etwa bei der Schülerzeitung oder einer Theateraufführung. Diese Erfahrungen machten für ihn greifbar, was Schule auch sein kann: ein Ort sozialer Entwicklung, des Teamworks und des kreativen Ausdrucks. Das Fehlen kooperativer Lernformen im Unterricht hat er rückblickend als Defizit empfunden – und genau hier setzt seine Arbeit heute an.
Kooperation statt Konkurrenz
Das ISH versteht sich als Fortbildungs- und Beratungsinstitut mit Haltung: Es geht um Zusammenarbeit statt Einzelkämpfertum, um langfristige Begleitung statt punktuelle Schulung. Ob in Schulen, Hochschulen oder Stiftungen – das ISH wird aktiv, wenn Institutionen mehr wollen als Standardprogramme. Besonders betont Sawatzki, wie wichtig es ist, nicht nur Unterrichtsentwicklung zu betreiben, sondern Organisation und Teamprozesse mitzubedenken.
“Es gibt eine ganze Menge in der [Fortbildungs-]Landschaft. Man muss nur eben wirklich den Blick über den Tellerrand der eigenen Schule hinaus weiten.”
Fortbildung als Schlüssel zur Transformation
Ein zentrales Thema der Folge ist die Qualität von Fortbildung: Was macht sie wirksam? Warum reicht ein Vortrag selten aus? Und wie können sich Lehrkräfte sinnvoll weiterbilden, auch wenn Budgets knapp sind?
Hier wird deutlich: Gute Fortbildung braucht mehr als ein Zertifikat. Sie braucht Passgenauigkeit, Prozesshaftigkeit und ein systemisches Verständnis der Schule als lernende Organisation. Besonders spannend: Das ISH lebt intern vor, was es extern vermittelt – mit regelmäßiger Supervision, Coaching und internen Mikrofortbildungen.
Zwischen Idealismus und Realität
Natürlich bleibt auch der Blick auf die strukturellen Herausforderungen nicht aus. Sawatzki kritisiert die föderale Uneinheitlichkeit in Sachen Lehrerfortbildung. Zwar gebe es in Nordrhein-Westfalen eigene Fortbildungsbudgets für Schulen, diese seien jedoch oft zu gering, um nachhaltige Entwicklungsprozesse anzustoßen. Trotzdem gibt es Wege – über Verbände, Programme wie „Bildung und Gesundheit“, Kooperationen mit Stiftungen oder kreative Lösungsansätze auf Schulebene. Auch kostenfreie Angebote wie OER-Lernstrecken (z. B. über den Nele Campus) oder der DVLFB bieten erste Anlaufpunkte für motivierte Lehrkräfte.
Einen genaueren ersten Einblick darin, wie Fortbildungen funktionieren können und was es für Angebote gibt, findest du auch in der Folge. Also hör’ doch mal rein!
Hoher Besuch bei PUZZLE! In dieser Folge sprechen Hannah und Hannah mit Martin Wunsch, dem Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, über die Herausforderungen und Chancen im bayerischen Bildungssystem. Wir gehen den Fragen nach, was das Kultusministerium eigentlich alles aus den Schulen mitbekommt, wie Veränderung im System Schule aussehen kann und wo man beim Referendariat nachjustieren könnte.
Wir diskutieren, warum es keine einfachen Lösungen für die komplexen Herausforderungen im Bildungssystem gibt und kommen trotzdem zu einem konstruktiven gemeinsamen Ausblick.
Anfang 2024 übernahm Martin Wunsch den Posten des Amtschef des bayerischen Ministeriums für Unterricht und Kultus, kurz Kultusministerium. Ab 1999 war Wunsch Lehrer für Englisch und Französisch am Lise-Meitner-Gymnasium in Unterhaching und wechselte dann 2003 ans Kultusministerium. Seitdem arbeitete er am Kultusministerium und an der Ludwig-Maximilians-Universität unter anderem in den Themenbereichen moderne Fremdsprachen, Erwachsenenbildung, gymnasialen Oberstufe und Lehrkräfteausbildung mit. Seit einem Jahr bekleidet der gelernte Lehrer nun das höchste Amt unter der Kultusministerin Anna Stolz.
Der Grund, warum Dinge nicht so schnell geändert werden, liegt in der Natur des Schulsystems. Das Bildungssystem ist ein kompliziertes System, das vielfältige Interessen unter einen Hut bringen muss – ”Einfache Lösungen gibt es in der Regel nicht.” Darüber hinaus muss das Kultusministerium als Teil der Regierung Entscheidungen treffen, “die auf Akzeptanz stoßen”. Dennoch können die verschiedenen Akteure des Bildungssystems aber Veränderung selbst in die Hand nehmen.
Wie jede unserer Folgen begannen wir auch das Interview mit Herrn Wunsch mit der Frage, was für ihn das schönste Erlebnis im Kontext Schule gewesen sei. Neben den Leistungskursen in Französisch, mit denen er seine Schüler forderte, aber auch förderte, blieb ihm vor allem Tiberio in Erinnerung, ein Schüler mit Migrationshintergrund der Dank des Einsatzes von Martin Wunsch und anderen Kollegen über den Gastschülerstatus bis zum Abitur gefördert werden konnte.
Die Integration und Inklusion dieser Schüler mit beschränkten Deutschkenntnissen sieht der Amtschef als eine der größten Herausforderungen in Deutschland an, die Aufgabe aller Schularten sei. Auf die Frage, ob Integration auch eine persönliche Vision von Wunsch sei, antwortete dieser, er sei mit “mit großen Visionen da immer etwas skeptisch”. Es gehe nicht darum, persönliche Visionen umzusetzen, sondern Dinge zu ermöglichen, die mehrheitsfähig sind.
Das Schaubild erhebt nicht den Anspruch, vollständig systematisch darzustellen, wie Willensbildungs- bzw. Entscheidungsprozesse in der Bildungspolitik erfolgen. Im Interview hat Herr Wunsch einige ausgewählte Beispiele dafür genannt, wie man sich als junge Lehrkraft für Veränderungen einsetzen kann. Es handelt sich um einen von PUZZLE e.V. vorgenommenen Visualisierungsversuch der mündlichen Ausführungen und nicht um ein vom Staatsministerium erstelltes oder autorisiertes Dokument.
Als Referendarinnen haben wir inzwischen einige Schulen gesehen und bekommen immer wieder mit, dass der Frust bei Lehrkräften über das Schulsystem und vor allem das Kultusministerium teils enorm ist. Daher konnten wir uns die Frage, was das KM von der Frustration seiner Lehrkräfte mitbekommt, nicht nehmen lassen - und erlaubten uns zudem die Frage, ob das Ministerium etwas wie einen Kummerkasten habe. Zur Überraschung einiger meinte Wunsch, es bekäme von der negativen Kritik recht viel mit, es bestehe “eher die Gefahr, dass das bei uns nicht ankommt, was alles gut läuft im bayerischen Schulwesen”. Für den Austausch zwischen Schulen und Ministerium gibt es systemisch vorgesehene Möglichkeiten, zum Beispiel über die Schulaufsicht, Schulleitertagungen oder sonstige Dialogveranstaltungen.
An Schulen und vor allem im eigenen Klassenzimmer haben Lehrkräfte sehr viele Spielräume – ”Veränderung [fängt] nicht in irgendwelchen Gremien an, sondern schon im Klassenzimmer”. Wie Änderungen in größerem Rahmen aussehen können, macht Martin Wunsch anschließend anhand des Beispiels von koedukativen Sportunterricht deutlich. Die wichtigste Botschaft: Menschen hinter sich und der eigenen Idee versammeln und über Berufsverbände gehen.
Kritikfähig zeigt sich das Kultusministerium in Form von Martin Wunsch auch in Bezug auf den Lehrkräftemangel. Laut Wunsch mangelt es in Bayern nicht an Ressourcen – sondern ähnlich wie in anderen Bereichen der Wirtschaft – an Köpfen. Die verschiedenen Zusammenhänge, die für den erhöhten Bedarf an Lehrkräften gesorgt haben, machen es schwierig, die Versorgung immer zu decken. Wunsch hebt aber hervor, dass das KM jedes Jahr aufs Neue versucht, mit gegensteuernden Maßnahmen den Bedarf an Lehrkräften zu decken.
Relevant ist für den Lehrkräftemangel auch das Referendariat, über das immer wieder Horrorgeschichten kursieren. Vor einigen Wochen erst waren wir im MZL Café des Münchner Zentrums für Lehrkräftebildung der LMU München. Dort berichteten Absolventinnen und Absolventen, dass sie aus Sorge vor dem Ref und den Ortszuweisungen den Dienst gar nicht erst antreten und entweder in die Wirtschaft gehen, oder ohne 2. Staatsexamen an Schulen im Angestelltenverhältnis unterrichten. Wunsch hält mit Überzeugung fest: “Strukturell ist das Referendariat eine wahnsinnig gute Idee”. Er sieht jedoch auch, dass Verbesserungen notwendig sind. Die digitale Zuweisung der Dienstorte soll jedenfalls bald auch für alle Schularten kommen – und auf die Heimatverbundenheit der aktuellen Generation müsse sich das Ministerium als Arbeitgeber auch einstellen.
Zum Schluss verrät uns Martin Wunsch noch, was ihm Hoffnung macht.
Was genau das ist und viele weitere Details, zum Beispiel über Veränderungsprozesse im Schulsystem, den Zusammenhang von Politik und Bildung, über Lehramtsbotschafter oder das erste Staatsexamen, erhaltet ihr in der neuesten Folge von PUZZLE.
Die Folge ist in ganzer Länge überall verfügbar, wo ihr Podcasts hört, beispielsweise auf Spotify, Apple Podcasts oder im Webplayer.
Viel Spaß und gute Erkenntnisse beim Hören
Hannah und Hannah
Folge 1.5: Amtschef Martin Wunsch,
wer entscheidet über Veränderungen im Bildungssystem?
Folge 1.3: Simone Fleischmann,
wofür lohnt es sich, Lehrkraft zu sein?
Im Gespräch mit BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann sprechen Hannah und Hannah über deren Zeit als Lehrkraft und Schulleiterin an einer Mittelschule. Auf die Frage was das schönste Erlebnis im Kontext Schule war erinnert sich Frau Fleischmann daran, wie schön es war, Bezugsperson für viele Schülerinnen und Schüler gewesen zu sein - jede und jeden Einzelnen morgens zu begrüßen und ihnen das Gefühl zu geben willkommen zu sein - dafür lohne es sich Lehrkraft zu sein.
“Mensch, da komme ich eigentlich nicht so weiter, wie ich weiterkommen wollen würde”
Die Interviewerinnen interessieren zudem die Gründe für den Einstieg in den Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband. Fleischmann erklärt, dass sie die Erfahrung gemacht hat, mit manchen Ideen, die sie als Junglehrerin hatte, gegen Wände zu laufen. Daraufhin fasste sie den Beschluss, beim BLLV aktiv zu werden. Fleischmann wirbt dafür, sich auch als aktive Lehrkraft nicht entmutigen zu lassen und für sich im Rahmen des Möglichen weiter zu machen und innovative Ideen in den Schulalltag einzubringen. Dies legt sie auch jeder Lehrkraft ans Herz, so könne man auch zu Veränderungen im System beitragen.
Bei der Frage nach politischen Errungenschaften der Verbandsarbeit verweist Fleischmann auf den Erfolg der Forderung nach A13-Besoldung für Lehrkräfte aller Schularten und spricht hier von einer Revolution für das Schulsystem. Es gebe aber auch Herausforderungen, z.B. welche politischen Herangehensweisen es in der heutigen Zeit braucht, um Schule zukunftsfähig zu gestalten. Fleischmann betont die Wichtigkeit Bildungpolitik, dialogisch zu gestalten und das Setzen hoher Ziele, auch wenn diese möglicherweise erst in den kommenden Generationen erreicht werden.
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